Tour 2014

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Südtirol, Tessin, Piemont, Lombardei, Aostatal

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1. Tag – 26.06.2014 – 280 km

Innsbruck – Brenner – Penser Joch – Sella Joch – Bruneck

Pünktlich um kurz nach 6 Uhr morgens kam der Zug in Innsbruck an. Abgefrühstückt wurden wir bereits im Zug, Abladen und Aufsatteln war kein Problem. Im Navi wurde die erforderliche Route aufgerufen und schon konnte es losgehen.

Der erste zu bewältigende Pass war der Brenner. Nicht die Brenner-Autobahn sondern natürlich die Nebenstrecke. Den ersten Kilometer in Richtung Brenner fuhren die zuvor erwähnten GB-Roller vor uns her und haben ganz Innsbruck mit ihrem 2-Takter-Gestank eingenebelt. Eine Ampel trennte uns dann und wir ließen den Tommys erst einmal reichlich Vorsprung.

Auch wenn der Brennerpass nur 1.375 m hoch ist; um diese Uhrzeit war es doch noch sehr kalt. Mit jedem Höhenmeter wurde es kälter. An der letzten österreichischen Tanke auf Passhöhe und damit kurz vor der italienischen Grenze wurden die Moppedtanks noch einmal nachgefüllt, da der Preisunterschied zwischen italienischen und österreichischem Sprit doch ca. 20 Cent je Liter ausmacht. Gegenüber deutschem Sprit war der österreichische noch um ca. 10 Cent preiswerter. Unser Dampfhammer-Driver (den Namen nenn ich hier mal nicht) hatte vorsorglich in Düsseldorf noch getankt und konnte so nur für wenig Cent nachtanken und den nicht unerheblichen Preisvorteil damit nicht genießen. (Anmerkung vom Webdesigner: Wir reden hier tatsächlich über 1 €. phhh)

Da der direkte Weg von Innsbruck nach Bruneck in ein bis zwei Stunden zu bewältigen gewesen wäre, wurde die Tour erweitert.

Bis Sterzing blieben wir auf der Brennerstraße und bogen dann ab ins Sarntal um einige Zeit später das 2.215 m hohe Penser Joch zu erklimmen. Inzwischen war es wärmer geworden, und die Sonne hatte genügend Kraft um die Kälte aus den Gliedern zu vertreiben.

Bei wenig Verkehrsaufkommen war die Fahrt durch das Sarntal sehr angenehm. Ca. 20 km vor Bozen bogen wir ab auf die Strada Provinciale 135 und sind über kleine aber landschaftlich sehr schöne Nebenstraßen nach Klausen gelangt. Durch Völs am Schlern und über Niger- (1.668 m) und Karerpass (1.775 m) erreichten wir Canazei am Fuße der Sella.

Nach einer kurzen Cappuccino-Pause begann die Auffahrt zu einem der vier Sella-Pässe. Die „Sellarunde“ ist eine der schönsten Passstraßen in den Alpen und damit leider auch eine Straße, die von vielen Touristen mit dem Mopped, dem Fahrrad, dem Auto, dem Wohnmobil oder dem Bus als Pflichttour befahren wird.

Auf 2.244 m erreichten wir das Sellajoch und erklommen im Anschluss das Grödner Joch mit seinen 2.121 m. Die Abfahrt war in Corvara beendet, und von dort führte die Straße über La Villa, St. Martino und San Lorenzo direkt zu unserem Tourhotel Reipertinger Hof nach Reischach, einem Ortsteil von Bruneck.

Der Reipertinger Hof mit Garage, Waschplatz, Kompressor u.a. war bereits von Gerd und Harald mit ihren „Old Ladys“ im Sommer 2013 als sehr bikerfreundlich getestet worden. Das Hotel verdient unbedingt das Prädikat: sehr empfehlenswert!!!

Pünktlich um 18:00 Uhr zum Anpfiff der WM-Begegnung Deutschland : USA saß die Truppe dann auch geduscht und gestriegelt vor dem Fernseher und genoss das Ergebnis (1:0).

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2. Tag – 27.06.2014 – 195 km

Toblach – Cortina d’Ampezzo – Bruneck

Morgens gegen 8:00 Uhr traf sich die Truppe zum reichhaltigen Frühstück. Besonders schön war, dass diesmal keine Klamotten gepackt werden mussten, denn drei Übernachtungen waren hier im Reipertinger Hof gebucht.

Die heutige Tour führte anfangs gen Osten. Von Bruneck schlängelte sich die stark befahrene Strada Statale 49 oder E 66 durch das Pustertal bis Toblach. Dort wechselten wir die Richtung und fuhren südlich auf die SS 51 in Richtung „Drei Zinnen“. Am Dürensee bogen wir auf die SS 48 und erreichten kurze Zeit später den Misurinasee. Hier hätte man einen tollen Blick auf die Drei-Zinnen-Berggruppe gehabt, wenn sie nicht gerade – wie bei uns – hinter Wolken verschwunden wäre.

Trotzdem wurde hier die Gunst der tollen Aussicht rundum genutzt und etliche Bilder für die Nachwelt gemacht.

Die Weiterfahrt führte uns über den Passo Tre Croci mit 1.805 m nach Cortina d’Ampezzo. Hier begann der Aufstieg zum Passo di Falzarego und den Passo Giau, den wir erklimmen wollten. Dies gelang dank Motorhilfe natürlich problemlos, und die Rast auf Passhöhe mit 2.236 m begeisterte mit einer grandiosen Rundumaussicht. Trotz toller Fernsicht kam auch in den Blick, was man nicht sehen wollte und nicht erwartet hatte. In Richtung des weiteren Tourverlaufs zogen bedrohliche finstere Wolken auf.

Die Abfahrt vom Passo Giau wurde an einem kleinen Gasthaus unterbrochen, ein kräftiges Regenschauer abgewartet und schon mal die Regenklamotten übergestreift. Obwohl die Weiterfahrt in Richtung Marmolada-Bergmassiv und dem Passo di Fedeia wieder von dunklen Regenwolken bedroht war, konnte doch ohne weiteres Nass von oben die Passhöhe bei 2.057 m am Lago di Fedaia für eine kurze Rast mit Zeit für eine Fotopause erreicht werden. Die Abfahrt endete dann in Canazei bei einer der vielen Cappuccino-Pausen – natürlich mit Sonne.

Die nächste Teilumrundung der Sellagruppe sollte folgen, vorsichtshalber oder zur Regenabschreckung weiterhin mit Regenkombi. Über den Passo Pordoi mit seinen 2.239 m erreichten wir Arabba. Die ursprünglich geplante Weiterfahrt über den Passo di Falzarego und Passo Valparola haben wir verschoben. In Anbetracht wieder drohender Wolken wurde die kürzere Strecke über den kleinsten der Sellapässe, den Campologno (1.875 m) gewählt. Ab Corvara erreichten wir über die bereits vom Vortag bekannte Strecke (La Villa, St. Martino und San Lorenzo) mehr oder weniger trocken den Reipertinger Hof.

Kaum hatten wir die Moppeds in der Garage untergebracht, ergoss sich ein heftiger Regenschauer über Südtirol. Während dessen ließ uns die überdachte Terrasse das obligatorische „Begrüßungsbier“ trocken und mit Genuss genießen.

Frisch geduscht und körperlich wieder hergerichtet ließen wir uns das mehrgängige Abendmenue munden und beendeten den Abend mit den üblichen Benzingesprächen in der Hotelbar.

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3. Tag – 28.06.2014 – 196 km

Bruneck – Würzjoch – Sella Joch – Bruneck

Der erste Blick aus dem Fenster war noch vielversprechend. Wetter sieht gut aus! Also, gut gelaunt erst einmal dem Frühstück widmen. Bei der anschließenden obligatorischen Verdauungszigarette von Bernd und Herbert trübte sich schon deren Blick. Es tummelten sich doch tatsächlich wieder einige dicke und unheildrohende Wolken am Himmel. Aber, wir sind ja nicht zum Vergnügen hier, wir wollen biken. Also, Regenkombi sofort anziehen, Navis aktualisieren und ab geht die wilde Fahrt.

Entgegen der gestrigen Schlussetappe führte uns das Navi über San Lorenzo nach St. Martino. Hier bogen wir ab und nahmen Kurs auf das Würzjoch mit seinen 2.004 Höhenmetern. Es war eine kleine aber sehr schöne Straße, die bei Gegenverkehr schon mal eng werden konnte. Insbesondere, wenn sich Autos begegneten.

Das Wetter spielte mit und die Regenkombi erfüllte ihren Zweck, nämlich dem Regen zu drohen und zu zeigen: „Regnen lohnt nicht, wir sind drauf vorbereitet“!

Bis nach Velturno über die Landstraße 29 führte die landschaftlich schöne Route mit vielen Kehren und tollen Ausblicken. Über Klausen erreichten wir über die SS242d in St. Pietro das Grödnertal. Dort in St. Ulrich/Ortisei war die nächste Cappuccino-Pause angesagt. Wir hatten zwar weiterhin trockenes Wetter, aber die Regenkombi blieb zur weiteren Abschreckung angezogen.

Durch das gesamt Grödnertal, durch St. Christina und Wolkenstein erreichten wir wieder die Sellarunde. Jetzt fuhren wir das Sellajoch entgegengesetzt Tag 2 und haben nach der Abfahrt sofort wieder den Anstieg zum Passo Pordoi in Angriff genommen. Die Abfahrt endete, wie bereits gestern in Arabba. Diesmal wurden wir dort bereits im Hotel Malita erwartet.

Eine 8-köpfige Bikertruppe aus der Heimat war dort kurz vorher erst angekommen und wartete mit dem ersten Bier oder Kaffee auf uns. Das Treffen war bereits in der Heimat vereinbart und man hatte gehofft, dass es zustande kommt. Die Freude über das gelungene Treffen war groß und sofort wurde über Touren und Ziele gefachsimpelt. Nach Cappuccino, vielen Ratschlägen über mögliche Touren und Begutachtung der einzelnen Bikes hieß es dann, Verabschiedung und gegenseitige Wünsche für viel Tourerfolg und weiterhin unfallfreies Cruisen.

Die Pause in Arabba hatte der Wettergott prompt genutzt und in einem kurzen aber kräftigen Regenschauer seinen feuchten Gruß hinterlassen.

Für uns führte die weitere, zum Glück trockene Fahrt über die gestern ausgelassene SR 48 in Richtung Passo Falzarego. Auf der Passhöhe von 2.105 m wurde auf eine Rast verzichtet und in Erwartung weiterer möglicher Regenschauer der nächste Pass in Angriff genommen. Der Passo di Valparolo (2.193 m) war vom Passo Falzarego ohne vorherige Abfahrt in wenigen Kilometern erreicht.

Bald erreichte die Route in La Villa wieder unsere inzwischen bekannte Strecke, die uns weiterhin trocken zum Hotel führte.

Zum heutigen Abend war großes Grillfest im Hotel angesagt. Im Hotelgarten war alles hergerichtet und die Grills hatten ihre Temperatur bereits erreicht. Das vom Hotelchef eingegangene Risiko eines Regenfiaskos schwebte permanent über uns, traf aber zum Glück nicht ein. Grillgut und Beilagen waren reichlich und schmackhaft vorhanden, die Mühen des Hotelpersonals haben sich gelohnt. Der Abend klang dann wieder satt und fröhlich aus in der Hotelbar. Was will man mehr?

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4. Tag – 29.06.2014 – 211 km

Bruneck – Jaufenpass – Stilfser Joch – Bormio

Heute hieß es Abschiednehmen vom Reipertinger Hof. Schade, aber unsere Tour ging weiter. Der Hotelchef hat es sich nicht nehmen lassen, uns persönlich zu verabschieden. Wir bedankten uns für die freundliche Aufnahme und die wirklich lockere und unkomplizierte Atmosphäre im Hotel. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren immer und zu jeder Zeit gut gelaunt, hatten Spaß an der Arbeit und oft einen Joke auf den Lippen. Weiter so!!!

Heute standen zwar nur 2 Pässe auf dem Programm, aber die hatten es in sich. Als erstes sollte der Jaufenpass mit seinen 2.094 m bewältigt werden und später dann das sagenumwobene Stilfser Joch mit seinen 2.757 Höhenmetern. Der Jaufenpass zählt zwar nicht zu den höchsten Pässen, aber die Abfahrt mit knapp 2.100 Höhenmeter bis runter auf 300 m bedeutet schon eine Menge geschwungene Kehren.

Auf Grund der immer noch nicht guten Wetterlage wurde auf geplante Seitensträßchen abseits der Hauptverkehrsstraße E 66 von Bruneck nach Fortezza verzichtet. Dort hieß das nächste Teilziel Sterzing/Vipiteno, um ab hier den Anstieg zum Jaufenpass zu beginnen.

Nach wenigen Kilometern begann es zu regnen, und die Regenkombi musste angezogen werden. Der Regen sollte uns erst einmal begleiten und so wurde auf der Passhöhe nicht lange verweilt. Man sah nix, der Pass war wolkenverhangen und nebelig, und das wirkte sich auch auf die Abfahrt aus. Die ersten Kilometer ging es nur sehr langsam bergab. Man sah kaum die Hand vor Augen und die Straßenmarkierung musste als Orientierung reichen. Erst etliche Höhenmeter tiefer wurde die Sicht besser, aber der Regen blieb. Langsam und mit der gebotenen Vorsicht in den Kurven rollten wir dem Tal entgegen.

Von St. Leonhard schlängelte sich die Straße durch das Passeiertal bis nach Meran. Irgendwo auf dieser Strecke hat es dann den Frontmann Harald in einer Kurve erwischt. Das Vorderrad rutschte weg, die Karre kippte auf die Seite und Harry lag danieder. Schnell war die Straße von den anderen Bikern gesichert und dem abgestürzten Sittich wieder auf die Füße geholfen. Passiert ist nichts – Gott sei Dank. Neben einer leichten Schramme am Knie keine weiteren Blessuren. Auch der Intruder war nichts Größeres passiert, nur ein paar kleine Narben mehr. Die größte Beschädigung war wohl der Riss in der 9-€-Regenhose, die schon an anderen Stellen mit Klebeband geflickt war, so dass sich dieser Verlust gerade noch verschmerzen lässt.

Noch mit dem Schrecken in den Knochen ging es weiter nach Meran. Hier hörte der Regen auf, die Sonne kam raus. Später in Naturns am Beginn des Vinschgaus gab‘s die längs verdiente Stärkung in einer Straßenpizzeria.

Die Weiterfahrt durch das Vinschgau führte über Kastelbell und Schlanders zur Tanke und der inzwischen wieder notwendigen Treibstoffaufnahme und Getränkeversorgung. In Prato Allo verließen wir die SS 40 und begannen mit dem Anstieg zum Stilfser Joch. Und schon fing es wieder an zu regnen, gerade jetzt und hier!!!

Wer das Stilfser Joch kennt und es schon mal gefahren ist, weiß was diese geschwungene Straße ausmacht. Auf einer Gesamtlänge von 49 km und einer Steigung zwischen 7 und 15% zählt die Straße auf Südtiroler Seite 48 und auf Veltliner Seite 34 teilweise sehr enge Kehren. Es gilt ein Fahrverbot für Fahrzeuge über 10,5 m Länge.

Für Berniebärchen mit seiner wuchtigen Harley und Harald mit seiner Intruder wurde es Schwerstarbeit. Klausi dagegen kam mit seiner Intruder besser zurecht. Der fährt alles und würde auch mit dem Rasentraktor und angeschraubtem Schneeräumschild den Aufstieg in Rekordzeit schaffen.

Bei den engen Rechtskehren wurde die gesamte Fahrbahnbreite benötigt und bedurfte daher vorher genauester Beachtung des Gegenverkehrs. Das schlechte und kühle Wetter mit Nieselregen hatte jetzt den einzigen Vorteil, dass im Vergleich zu schönem Wetter nur sehr wenig Verkehr unterwegs war und damit die Auf- und Abfahrt erheblich erleichterte. Trotzdem: Schön ist anders und zumindest Bernd und ich brauchen den Pass nicht noch einmal!!!

Ähnlich denken mögen das auch die vielen Radrennfahrer, die den Pass an diesem Tag zu ihrem Trainingsobjekt auserkoren hatten. Völlig durchnässt quälten die sich die vielen Serpentinen bergauf. Einige mussten schon im Anstieg völlig geschwächt von Begleitfahrzeugen eingesammelt werden.

Oben auf der Passhöhe regnete es immer noch bei inzwischen nur noch 2° Grad. Inzwischen war es recht nebelig und Schnee ließ schon grüßen. Schön ist anders, aber das hatte ich schon erwähnt.
Übrigens wurden auf dem Stilfser Joch auch die eingangs erwähnten GB-Roller gesichtet.
Sie standen auf der Passhöhe im strömenden Regen. Von den Fahrern war aber nix zu sehen.

Nach sturzfreier und schön langsamer Abfahrt war das Hotel Miramonti Park in Bormio schnell gefunden. Die Tiefgaragenplätze wurden nachgebucht, was 5 Euronen pro Mopped zusätzlich bedeutete. Aber damit hatten wir eine Tiefgarage, auch zum Trocknen der Regenkleidung, und momentan noch für uns alleine.

Das Hotel machte einen etwas vornehmen, feineren Eindruck, sehr piefig und von Plüsch begleitet. Ganz das Gegenteil zum Reipertinger Hof. Beim Begrüßungsbier wurden uns vom sehr mitteilsamen Kellner alle möglichen Snacks (Chips, Flips, Oliven, Käse, Gürkchen etc.) zum Probieren serviert – kostenlos! Da der Kellner alle Überredungskunst aufwendete um uns zum Abenddinner im Hotel zu bewegen und es inzwischen Bindfäden regnete, haben wir uns überreden lassen. Das Dinner war nicht schlecht, aber auch nicht preiswert. Abends lümmelten wir uns bei Bier und Snacks in die Plüschgarnitur im Hotelsalon.

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5. Tag – 30.06.2014 – 208 km

Bormio – Livigno – Berninapass – Disentis

Das Frühstück im Hotel war ein Erlebnis. Etwas früher vor uns am Buffet gefühlte 150 israelische (!) Biker, die auch dieses Hotel gewählt und inzwischen das Angebot geplündert hatten. Die Auswahl war sehr übersichtlich bis nicht mehr vorhanden. Selbst Kaffee war nicht mehr da bzw. schmeckte keinem von uns. Wir konnten zum Glück auf aufpreisfreien Cappuccino ausweichen. Die zuständigen Kellner (1-2) hatten mit einem solchen Andrang wohl nicht gerechnet und kamen mit dem Nachfüllen nur sehr zögerlich nach. Wenn auch verspätet, aber satt geworden sind dann letztendlich doch noch alle.

Bei der Abfahrt trafen wir in der Tiefgarage auf unsere bereits vom Autozug bekannten GB-Roller-Fahrer, die an Ihren Rollis erst einmal die tägliche gründliche Inspektion mit etlichen Startversuchen einschließlich ausgiebigem Probelauf durchführten. Daher galt für uns, zügig aufsatteln und ganz schnell raus, um der drohenden Vergasung durch die 2-Takter zu entgehen.

Bei gutem Wetter war heute die Schweiz das Ziel und die Laune dementsprechend.

Wir starteten Richtung Livigno, einem Steuerparadies ähnlich dem schweizerischen Samnaun. Doch bevor wir in Livigno wieder preiswert tanken durften, waren noch zwei Pässe zu bewältigen, den Passo di Focagno mit 2.291 m und den Passo di Eira mit 2.209 m.

Wie schon erwähnt, es hatte die ganze Nacht geregnet, und der Regen war in höheren Lagen als Schnee gefallen. So waren die Passhöhen weiß gepudert, die Straßen frei geräumt und trocken, und die Sonne schien bei blauem Himmel. Traumhaft! Dieser Tag hat uns für die Vortags-Regenstrapazen mehr als entschädigt.

Nach dem steuerlich niedrig belasteten und daher günstigem Tanken in Livigno standen die nächsten Pässe an.

Dem Forcola di Livigno (2.315 m) folgte jetzt der Berninapass mit 2.328 m. Nach einer kurzen Cappuccino-Pause hatten wir dann auch das Glück, den legendären Bernina-Express bei seiner Fahrt durch die Schweizer Bergwelt zu bestaunen.

Der Bernina-Express verlässt den auf 585 m ü. M. gelegenen Bahnhof Chur in Richtung Thusis und führt über die Albulalinie nach Pontresina. Bis Ospizio Bernina steigt die Strecke auf eine Höhe von 2.253 m und führt anschließend in mehreren Schleifen über Alp Grüm bergab ins Puschlav. Endpunkt des Zuges ist das nur 429 m hoch gelegene Tirano in Italien. Für die Gesamtstrecke von 144 km benötigt der Zug etwa vier Stunden.

Immer begleitet von den Schienen des Bernina-Expresses erreichten wir passabwärts Samedan im Tal des Engadins. Den Nobelort St. Moritz haben wir links liegen gelassen und direkt Kurs auf den Albulapass genommen. Bei La-Punt Chamues bogen wir links ab und steigen auf zum Passscheitel bei 2.312 m.

Über Tiefencastel führte uns die Route weiter nach Thusis und dann Bonaduz. Danach brachte uns eine Höhenstraße südlich und oberhalb des Vorderrheintales bis nach Ilanz. Von hier aus war es jetzt nicht mehr weit bis zu unserem Ziel, dem Hotel Sax in Disentis. Ein kleines schnuckeliges Familienhotel außerhalb des Ortes am Hang gelegen, ganz anders als das am Vortag in Bormio. Die Zimmer vielleicht etwas klein, dafür aber sauber und ruhig.

Gegessen wurde zünftig rustikal in reichlichen Portionen im hoteleigenen Restaurant. Ins Auge fiel auf der Speisekarte neben den landestypisch höheren Preisen der Eidgenossen auch das Engadiner Pferdegulasch. Dem Fußball-WM-Spiel der deutschen Mannschaft im Achtelfinale gegen Algerien (2:1 n.V.) wurde spätabends in der Apre-Ski-Bar zugejubelt.

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6. Tag – 01.07.2014 – 281 km

Disentis, Sustenpass, Grimselpass, Lago-Maggiore, Muralto

Im Roadbook standen am heutigen Tag die letzten 4 größeren Pässe über 2.000 Meter zur Überfahrt an. In den Bergen trennt sich bei den Moppedtreibern die Spreu vom Weizen, oder was dem Einen sein Freud, ist dem Anderen sein Leid. Zumindest einer der 5 Biker – nein, ich nenn keine Namen wg. Verschwiegenheitspflicht und Datenschutz – war froh, seinen Dampfhammer nicht länger die Berge rauf und runter wuchten zu müssen. Aber, 4 Pässe standen noch an, da musste er wohl oder übel mit seinem Schwermetall aus Milwaukee drüber!

Direkt am Hotel in Disentis begann bereits der Anstieg zum Oberalp-Pass mit seinen 2.044 m. Eine breite und gut ausgebaute Straße, die auch für Dampfhammer-Fahrer gut und ohne Probleme zu bewältigen war, führte uns nach Andermatt. Von dort ging es über Göschenen bis nach Wassen, wo wir links zum Anstieg des Sustenpasses (2.244 m) abbogen.

Auf der Passhöhe machte vermutlich ein Männermagazin (?) Fotos mit diversen Porschefahrzeugen, u.a. ein Rennfahrzeug der 70er Jahre sowie ein aktueller Hybrid-Porsche.

Die Abfahrt nach Innertkirchen verlief bei strahlend blauem Himmel problemlos. In einem kleinen Restaurant an der Straße wurde Kraft und Cappuccino getankt, um sich dem dritten Pass des heutigen Tages, dem Grimselpass mit 2.165 m, ausreichend widmen zu können. Auf der Passhöhe gab es wieder reichlich Gegend mit viel Ausblick zu bestaunen und etliche Bilder wurden zur späteren Erinnerung auf der Speicherkarte von Kamera oder Handy abgelegt.

Bei der Abfahrt hatte man kurz vor Gletsch noch einen tollen Blick auf den langsam aber stetig schmelzenden Rhonegletscher. Die nächsten knapp 50 km durch das Gomstal verliefen gemütlich und recht unspektakulär bis ein Fotostopp bei einem alten Holzschuppen die Fahrt nach Brig unterbrach. Diese alten Holzschuppen sind Häuser aus Lärchenholz, die als „Einzweckbauten“ errichtet wurden, d.h. zum Wohnen, als Speicher oder zur Viehhaltung gab es jeweils ein separates Gebäude. Diese wurden auf Pfähle gesetzt, die zum Schutz vor Nagetieren auf flachen Steinplatten standen, den Mäuseplatten.

Bevor wir in Brig abbogen und den Simplonpass erklommen, wurde nochmal getankt; Sprit ist in der Schweiz schließlich günstiger als in Italien.

Der Simplonpass mit einer Passhöhe von 2.005 m ist ebenfalls keine große Herausforderung und dient als direkte „Zubringer“-Strecke nach Norditalien in den Landstrich Piemont. Auf dieser gut ausgebauten autobahnähnlichen Strecke verkehren auch viele LKW und Wohnwagengespanne.

Auf halber Höhe wurde eine Raststätte wahrgenommen und dem Körper im strahlenden Sonnenschein noch einmal Cappuccino zugeführt. Man weiß ja nie, was noch alles kommen wird.

Und es kam: Kurz hinter der Passhöhe regelte eine Baustellenampel den Verkehr und zwang uns hinter einigen anderen Fahrzeugen zum Anhalten. Als der Verkehr wieder rollte, stellte sich heraus, dass ein LKW vor uns wohl mit Getriebe- oder Bremsproblemen kämpfte, denn er fuhr nur mit Schritttempo und konnte über mehrere Kilometer im Baustellenbereich nicht überholt werden. Er schlich im Kriechgang den Berg hinunter und gab uns keine Möglichkeit, vorbei zu kommen. Das führte dann auch zum Chaos auf der Gegenspur, weil die dort Wartenden in ihrer Grünphase nicht in den Baustellenbereich einfahren konnten.

Irgendwann, nach gefühlten Ewigkeiten gelang dann doch das Überholen und die weitere Strecke führte uns über Domodossola ins Cento Valli.

Eine schmale, in die Felsen gehauene, sehr kurvenreiche und nicht endend wollende Straße sollte uns nach Locarno am Lago Maggiore führen. Zu unserem Leidwesen waren wir hier wieder – wenn auch nur ganz kurz – in Italien, es war Feierabendverkehr und die Straße in beiden Richtungen sehr stark befahren. Die italienischen Autofahrer(innen) fuhren wie Henker am Lenker. Teilweise hatten sie an ihren Autos die Seitenspiegel eingeklappt, um sie nicht an den Gegenverkehr zu verlieren.

Bei so vielen Hobby-Rennfahrern war natürlich volle Konzentration angesagt, von der tollen Landschaft hat man nichts, aber rein gar nichts mitbekommen.

Etwas angespannt aber ohne Blessuren erreichten wir unser Domizil Hotel Garni Muralto im gleichnamigen Schweizer Ort, übergangslos angrenzend an die Schweizer Gemeinde Locarno.

Zu diesem Hotel gab es nix zu meckern. Die Garage für die trockene Unterbringung unserer Zweiräder war ausreichend; weil das Hotel im Vorjahr renoviert worden war, erschienen die Zimmer modern und schön groß. Da es sich um ein Garni-Hotel handelte, musste ein Restaurant für das Abendessen erlaufen werden. Die Entfernung zur Altstadt bzw. zum Seeufer war überschaubar, also auch für die BMF-Biker ohne größere Probleme zu schaffen. Früher war das mal anders (siehe unsere Schottland-Tour).

Gegessen wurde in der Pizzeria, die als preisgünstig vom Hotel empfohlen war (preisgünstig heißt in der Schweiz, eine durchschnittliche Pizza gibt es für umgerechnet 16 Euro).

Im Hintergrund lief Fußball-WM und die Schweizer kämpften gegen Argentinien um den Einzug ins Viertelfinale. Da überall Public-Viewing angesagt war, wurden wir Zeuge, wie die Eidgenossen mit ihren Fußballern litten. Im Ergebnis haben die Schweizer Fußballer den Kampf dann mit 0:1 verloren.

Nach der leckeren Pizza gab es noch einige Gelati auf die Hand und einen längeren Verdauungsspaziergang (ca. 500 m – Respekt!!!) an den See. Beendet haben wir den Abend dann mit einem Absacker in einem nahen See-Restaurant.

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7. Tag – 02.07.2014 – 80/185 km

Muralto, Lago Maggiore, Luganer See, Bellagio, Comer See

Der erste Blick aus dem Fenster ließ Frust aufkommen. Auch der zweite und der dritte Blick konnte daran nichts ändern, es regnete!

Dann können wir uns ja beim Frühstück so richtig Zeit lassen. Das haben wir auch getan und die angebotene Frühstückszeit bis zum Schluss ausgenutzt. Warten, warten, weiter warten – auf Wetterbesserung. Als um halb zwölf immer noch keine Besserung in Sicht war, hieß es, Regenklamotten überstreifen und zu losfahren. Nutzte ja alles nix, das Hotel im Örtchen Bellagio am Comer See musste ja heute angefahren werden. Schau’n wir mal, wir können ja auch abkürzen.
Den Abstecher ins versprochen schöne Tal „Val Verzasca“ musste buchstäblich in Wasser fallen, hierdurch waren schon mal ca. 60 km gespart.
Harald gab vorübergehend die Tourleitung ab und Herbert führte uns jetzt dank Navi zielsicher aus der Stadt und weg vom Lago Maggiore.

Der Lago Maggiore bedeckt eine 212,5 km² große Fläche, von der 80,1 % zu Italien, die restlichen 19,9 % zur Schweiz gehören. Er reicht von der südlichen Alpenkette bis an den Rand der Poebene. Wie die anderen oberitalienischen Seen entstand er beim Abschmelzen eiszeitlicher Gletscher. Vor allem sein Nordteil ist von hohen Felswänden umgeben.

Der Seespiegel liegt im Mittel bei 193 m ü. M. Der See ist 64,37 km lang und bis zu 10 km breit. Er ist nach dem Gardasee der zweitgrößte See Italiens. Die größte Tiefe beträgt 372 m. Der Seegrund liegt also über 170 m unter dem Meeresspiegel. Quelle: Wikipedia

Über Sant‘ Antonino, Rivera, Capriasca und Manno ereichten wir Lugano am Luganer See. Da zwischen den Seen eine kleinere Bergkette liegt, waren noch ein paar wenige Höhenmeter zu „erklimmen“. Der Lago di Lugano liegt doch tatsächlich 78 m höher als der Laggo Maggiore.

Der Luganersee oder Lago di Lugano ist einer der oberitalienischen Seen. Er befindet sich zu 63 % im Schweizer Kanton Tessin. Zu 37 % liegt die Seefläche in italienischem Gebiet. Er ist benannt nach der Schweizer Stadt Lugano. Seine Oberfläche liegt 271 m über dem Meeresspiegel und misst 48,7 km², von denen 30,7 km² zur Schweiz und 18 km² zu Italien gehören. Seine tiefste Stelle liegt bei 288 m, und sein Volumen beträgt 6,5 km³. Quelle: Wikipedia

Vorbei am Nordufer erreichten wir kurz hinter Perlezza das Ende des Lago di Lugano. Herbert kannte sich aus und lotste uns auf direktem Wege zu einer empfehlenswerten Gelati-Bude direkt am See- bzw. Wegesrand. Flugs waren die Moppeds geparkt und Platz im Straßencafé genommen. Die bestellten Eisbecher waren grandios lecker und motivierten auch wegen des inzwischen nachgelassenen Regens für den nächsten Streckenabschnitt.

Die weitere geplante Route führte über die Nordspitze und das Ostufer sowie die Südspitze des Sees über Lecco wieder nördlich nach Bellagio.

In Menaggio am Comer See trennte sich die Truppe. Herbert, Gerd und Klaus nahmen die noch ca. 100 km der planmäßige Route unter die Räder, während die Warmduscher Bernd und Harald die kurze direkte Route bis Lenno am Westufer und der Fähre nach Bellagio anpeilten. Die bisherige Regenfahrt und der schon etwas spätere Nachmittag waren hier ausschlaggebend.

Der Comer See, ital.: Lago di Como, ist 146 km² groß, 51 km lang und max. 4,2 km breit und liegt auf 197 m über dem Meeresspiegel. Der See ist er nach dem Gardasee und dem Lago Maggiore, gemessen an der Wasserfläche, der drittgrößte See Italiens. Mit einer durch seine charakteristische Form bedingten Uferlinie von 170 km übertrifft er die beiden vorgenannten Seen in diesem Punkt. Die maximale Tiefe des Comer Sees beträgt 425 m. Quelle: Wikipedia

Nachdem Bernd und Harald wg. der Fährfahrt frühzeitig im Hotel Fioroni in Bellagio einchecken konnten, hieß es warten auf den Rest der Truppe. Das Familienhotel war klein aber fein, vor nicht allzu langer Zeit renoviert und tadellos sauber. Der Senior und Opa des Hotels sprach perfekt deutsch und erklärte alle wissenswerten Informationen. Ein ausreichend großer Parkplatz hinter dem Hotel konnte ebenfalls sehr positiv bewertet werden.

Bernd nutze inzwischen die Zeit um in der näheren Umgebung nach Sehenswertem und vor allem Verpflegungsstellen zu suchen, denn das Hotel war wieder ein Garni-Haus und verfügte über keine eigene Restauration.

Gegen 17:30 Uhr trafen dann auch die restlichen Biker ein. Klausi strahlte noch über alle vier Backen, hatte glasige Augen und schien komplett weggetreten oder in Träumen versunken zu sein. Hatten die drei es doch geschafft, mit einem kleinen Umweg die Fa. Moto Guzzi in Mandello del Lario zu besuchen. Hier war es für den ehemaligen Guzzifahrer Klaus eine Pflicht, sich vor dem dortigen Werkstor von Gerd ablichten zu lassen. Dabei war es ihm egal, dass er nun auf einer etwas angejahrten Suzuki vorfuhr und dem Pförtner erst noch klarmachen musste, dieser möge für das Foto das Tor mit dem übergroßen Guzzi-Adler schließen.

Das Geschenk, das er für seine Ingrid mitgebracht hat, war aber eher ein Flop!

Guckst du hier:

Da unser Hotel außerhalb von Bellagio lag, war ein Fußweg zum Essenfassen unausweichlich. Glücklicherweise hatte Bernd ja bereits nachmittags Vorarbeit geleistet und eine passable Pizzeria in der Nähe gefunden. Rund 300 m vom Hotel entfernt lag das Restaurant am Hang und präsentierte von der oberen Terrasse einen tollen Blick über den Comer See und die anliegenden mit einem Wolkenstreifen eingehüllten Berge. Das Wetter spielte mit und so ließ sich der Abend bei Pizza, Bier und Grappa genießen.

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8. Tag – 03.07.2014 – 212 km

Bellagio, Comer See, Orta San Giulio, Lago d’Orta

Das Frühstück ließ – wie die letzten Tage zuvor auch – keine Wünsche offen. 220 km bis zum heutigen Ziel am Lago d’Orta galt es heute zu bewältigen. Eine tolle Strecke, führte sie doch überwiegend an den drei Seen entlang. Das Wetter war kritikfrei und so gab es nichts zu meckern, noch nicht!

Herbert, selbsternannter Insider aufgrund kürzlicher Vortour, übernahm die Führung.

Am Ostufer des südlichen Westarmes (iss klar, ne ?) des Comer Sees führte die Strecke bis kurz vor Como. Vorbei an Chiasso und Mendriso erreichten wir in Riva san Vitale den Südzipfel des Lago di Lugano. Über die südliche Uferstraße begleitete uns der See bis nach Ponte Tresa. Da sich Italien und die Schweiz den Lago di’Lugano und den Lago Maggiore teilen, überquerten wir am heutigen Tag mindestens 5 mal die Grenze zwischen diesen beiden Ländern.

In Luino wieder am Lago Maggiore war dann die nächste Cappuccino-Pause angesagt.

Danach führte uns das Navi am Ostufer des Lago Maggiore entlang zurück nach Locarno, um in Ascona, einem Nachbarort von Locarno eine längst überfällige Gelati-Bude anzufahren. Das Angebot entsprach aber leider nicht unseren Wünschen für eine Pause direkt am See. Also, schon mal leichtes Meckern und Weiterfahrt. Die Hoffnung, alle paar hundert Meter eine einladende Gelati- oder Kaffeebude ansteuern zu können, wollten uns weder die Schweizer noch die Italiener erfüllen. Trotz aufmerksamer Suche war rein gar nix zu erblicken!

Dann irgendwo zwischen Brissago und Canobbio verließen wir die rege befahrene Uferstraße und steuerten in einem kleinen Ort das direkte Seeufer an. Dort in einem Restaurant direkt am See gab es dann auch endlich die Möglichkeit zur Erfrischung. Es war zwar nicht das erhoffte italienische Gelati aber zumindest die Richtung stimmte. Die Stimmung wurde aber dadurch aber nur unwesentlich besser.

Auch die weitere Route entlang des Westufers über Verbania und Baveno, Stresa, Lesa und Meina führte uns nicht an eine erhoffte Gelateria.

Kurz hinter Meina verließen wir den Lago Maggiore und steuerten über bewaldete Hügel den Lago d’Orta an. So erreichten wir dort bei schönstem Eis-Wetter aber ohne die erhoffte Gelati-Pause unser Hotel Bussola in San Giulio.

Das Hotel war ein etwas größeres Übernachtungsdomizil und verfügte u.a. über eine große Terrasse mit direktem Blick auf den See und ein Piscina (Pool). Die nach dem Einchecken bezogenen Zimmer lagen wieder einmal am äußersten Ende des Bettentraktes und weit weg von den übrigen Hotelgästen. Bei Rockern weiß man ja nie was kommt und wie die sich benehmen.

Bernd nutzte die Gunst des Hotels und suchte für eine kleine Abkühlung den Hotelpool auf. Derweil kümmerte sich Harald um seine Trude. Hatte diese doch auf der heutigen Fahrt die Erleuchtung von Blinker und Bremslicht verloren. Mit dem Auswechseln einer defekten Sicherung war der Schaden aber schnell behoben.

Den Abend verbrachten wir auf der hoteleigenen Restaurantterrasse, genossen bei frischer Luft die Aussicht auf den See, das Essen, die Getränke und einige unangenehme Mücken.

Anzumerken wäre noch, dass in diesem Hotel der WLAN-Zugriff tatsächlich mit 1 € pro Stunde bzw. 3 € für 24 Stunden kosten sollte. Den Unmut über diese unüblichen Zusatzkosten hat Bernd unüberhörbar an der Rezeption geäußert. Zwar hatte Gerd da schon 3 Euros geopfert, diese aber am nächsten Tag erstattet bekommen, weil trotz Zusatzkosten kein vernünftiger WLAN-Zugang möglich war.

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9. Tag – 04.07.2014 – 151 km

Orta San Guilio, Lago d’Orta – Pont Saint Martin, Aostatal

Der Tag begann gut mit ausgiebigem Frühstück und vielversprechenden Wetteraussichten. Heute galt es das letzte Hotel unserer diesjährigen Tour anzusteuern. Außerdem stand abends Fußball auf dem Programm, Deutschland und Frankreich standen sich im Viertelfinale gegenüber.

Alles gepackt, Navi auf „go“ gestellt und los geht’s. Hätte man vorher gewusst, was einen unterwegs erwartet, man hätte sicherlich eine andere Route gewählt.

Über die Nordspitze des Lago d’Orta führte die Route in südlicher Richtung nach Cesara und über Varallo nach Borgosesia. So weit – so gut!!

Nun sollten wir einer landschaftlich schönen und etwas abgelegenen Bergstraße folgen. War nicht das Problem, nur zog inzwischen der Himmel langsam zu und Regen kündigte sich an. Irgendwo hinter Pray war es dann auch so weit, es fing an zu tröpfeln und Regenkombi wurde Pflicht. Alle Hoffnung, dass nach der nächsten Kurve das Wetter besser würde, zerplatzte. Die kleine und enge Straße schlängelte sich am Berg entlang und führte uns zunehmend höher. Der Regen wurde stärker und machte gar keinen Spaß mehr. Inzwischen hatten wir bei rund 1.800 m die Wolkenhöhe erreicht und die Sicht war gleich Null. Nur noch sehr langsam war eine Weiterfahrt möglich, weil der Vordermann schnell im Nebel verschwand. Dies trug natürlich nicht gerade zu guter Stimmung bei. Man sah zwar nichts von der Gegend, aber zumindest am Navi ließ sich erkennen, dass man doch weiterkam.

In Rozazza erreichten wir wieder die Zivilisation. Inzwischen waren wir auch wieder ein Stück tiefer, die Sicht wurde besser und der Regen ließ etwas nach.

Weiter bergab bis zur Stadt Biella wurde die Tour nur durch eine kurze Tankpause unterbrochen. Als hier Gerds Blick vor dem Aufsteigen kurz über sein Hinterrad wanderte, erschrak er, weil ihm dort etwas Metallisches entgegen schimmerte. Schnelle Untersuchung zeigte, dass sich dort während der letzten Kilometer eine Metallkrampe in das Profil gedrückt hatte. Der Reifendruck hatte noch nicht nachgelassen und nährte die Hoffnung, dass der Fremdkörper vielleicht nur oberflächlich im Reifen steckte. Auf keinen Fall jetzt rausziehen! Also vorsichtig weiterfahren und regelmäßig den Luftdruck beobachten.

Über Nebenstraßen ging es nun bis ins Aostatal. Auch auf dieser Strecke waren die gastronomischen Angebote eher bescheiden bis nicht vorhanden. Koffeinentzug drohte!!!

Kurz vor dem Aostatal hatte es aufgehört zu regnen, aber dicke Wolken warnten weiterhin. Eigentlich wollte man jetzt nur noch zum Hotel!

Dort dann, im Trockenen angekommen, entlud sich die aufgestaute Spannung in einem kleinen Wortgefecht, dass man doch die letzten Tage viel zu wenig Pausen gemacht hätte. Von Seiten der Reiseleitung ist diese Kritik zwar verständlich, doch wo nix ist, kann man auch nix herzaubern. Sprich, auch der Reiseleiter kennt die Gegend nicht oder weiß, wo sich die unzähligen Kaffee- oder Gelati-Buden verstecken.

Eigentlich hat in der Gruppe jeder die Chance, vorweg zu fahren und es besser zu machen!

Zum Thema „Arschkarte“ siehe auch mein „Fazit/Schlusswort“ am Berichtsende!

Dieses letzte Hotel unserer Tour, das Crabun in Pont Saint Martin war etwas dunkel aber geräumig und verfügte über eine eigene Restauration.

Nur das Einchecken war etwas schwierig. Die Seniorchefin am Empfang sprach nur italienisch und unser Hotelbucher Gerti nur deutsch. Aber irgendwie hat es geklappt und die Zimmer konnten bezogen werden. Das Begrüßungsbier wurde in der Hotellobby eingeführt, und dort befand sich auch ein ausreichend dimensionierter Fernseher. Dann kann ja nix mehr schiefgehen, Fußball am Abend ist gesichert. Bei der Suche nach dem deutschen Sender tauchte der Chef des Hauses auf. Er sprach deutsch und teilte uns mit, dass es hier leider keine deutschen Sender gibt und das deutsche Spiel nur im italienischen Bezahlfernsehen übertragen würde. Dies sei aber leider im Hotel nicht zu empfangen.

Als der Chef unsere Enttäuschung über fehlende deutsche Programme mitbekam, hat er sofort im Ort herumtelefoniert und nach einer deutschen Sportübertragung gesucht. Tatsächlich hat er für uns eine Sportsbar oben am Berg ermittelt, die die Begegnung Deutschland gegen Frankreich (1:0) übertragen würde. Dazu bot er uns auch den Transport dorthin mit dem Hotelbus an. Erfreut haben wir dieses Angebot natürlich angenommen, im strömenden Regen pünktlich zur Fußballübertragung zu kommen. Die besagte Sportsbar war mindestens 3 bis 4 km vom Hotel entfernt und für uns zu Fuß unerreichbar. Bei Bier und Snacks konnten wir so das – zugegeben nicht berauschende – deutsche Spiel live miterleben. Cheffe ist übrigens die ganze Zeit dabei geblieben. Er ist sogar in der Halbzeitpause mit Bernibärchen nochmal runter ins Dorf gefahren, nur um für ihn Zigaretten zu holen.

Nach Beendigung des Spieles hat uns der Chef zurück ins Hotel gefahren und wollte für diesen Top-Service keine Bezahlung haben. Ein Händedruck als Dank hat ihm gereicht. Ganz großer Service, nochmals Danke und großen Respekt !!!

Als unsere Dankesgeste haben wir dann aber spätabends noch im hoteleigenen Restaurant das Abendessen eingenommen und den Tag in der Hotellobby beim Spätspiel Brasilien gegen Kolumbien (2:1) ausklingen lassen.

Gerd hat es sich extra verkniffen, abends nochmal nach seinem Reifen zu schauen, er wollte sich nicht die Nachtruhe verderben.

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10. Tag – 05.07.2014 – 147 km

Pont Saint Martin, Aostatal – Alessandria

Der letzte Tag begann vielversprechend. Die Sicht aus dem Fenster ließ Berge erblicken, die man am Vortage wegen der tiefen Regenwolken nicht gesehen hatte. Die Sonne schien und die Regenkombi konnte in den Packtaschen verbleiben. Und auch Gerd konnte frohlocken, die Luft in seinem Hinterreifen war noch da, genau wie der Nagel bzw. die Krampe.

Nach gutem Frühstück und aller notwendigen Morgenrituale wurden völlig stressfrei die Moppeds bepackt und die letzten 150 km mit Ziel Autoverladung in Alessandria in Angriff genommen.

Nach freundlicher Verabschiedung durch unseren Hotelchef wurde bereits nach 300 Metern ein kurzer Fotostopp an der Felsenbrücke eingelegt, die dem Dorf Pont Saint Martin den Namen gab. Über die in den ADAC-Tourenkarten eingezeichnete „grüne“ Strecke verließen wir das Aostatal und steuerten über Ivrea, Tina und Cagliano den Ort Cescentino an. Die weitere Tour führte über Brusasco, Robella, Castagnone, Vignale und San Salvatore Richtung Alessandria.

Zwischendurch wurde in irgendeiner der kleinen Ortsdurchfahrten (wo auch immer) die eigentlich obligatorische Cappuccino-Pause eingelegt. Auf der Weiterfahrt standen wir plötzlich irgendwo in der Pampa vor einer Straßenvollsperrung und fürchteten, eine weite Umleitung fahren zu müssen. Doch wir hatten ja Gerd, der mit seiner Automatik(!!!)-Reiseenduro die Lage sichtete und uns an der Gefahrenstelle vorbeilotste. Es waren 2/3 der Straße auf einem längeren Stück abgerutscht und Autos kamen nicht vorbei, aber für unsere Zweiräder war das eher kein Problem.

Entgegen der bereits von Herbert angekündigten landschaftlichen Langeweile erwies sich die Strecke als abwechslungsreich, hügelig und recht schön zu fahren. Die Gegend erinnerte uns bei den Gebäudeansichten wie auch der Landschaft stark an die Toskana.

Natürlich waren wir viel zu früh in Alessandria am Bahnhof. Wir informierten uns erst über die Verlademodalitäten und suchten dann noch schnell einen Supermarkt auf, um uns mit Verpflegung für den Abend und die Nachtfahrt einzudecken. Das Problem war nur, auf die Schnelle in einem riesigen Supermarkt im Gedränge des frühen Samstag Nachmittags den für uns richtigen Proviant nebst reichlicher Getränke zu finden. Neben Brot, Wurst, Käse hatte jeder 3-6 Dosen Bier oder andere Getränke für die nächsten 20 Stunden geordert und stellte sich in einer der langen Kassenschlangen an. Das dauerte und jetzt wurde die Zeit knapp.

Zurück an der Verladerampe mussten wir nicht lange warten, denn inzwischen war es mit 34 Grad richtig warm und das Warten in der sengenden Sonne mächtig schweißtreibend. Nachdem wir unsere Moppeds endlich auf die Waggons gefahren hatten, durften in voller Bikermontur mit Helm, Gepäck und der reichlichen Verpflegung in der Hand noch rund 300 Meter zum eigentlichen Bahnhof wandern.

Durchgeschwitzt nahmen wir Besitz vom Schnellrestaurant des Bahnhofes und warteten dort bei einem ersten Baguette noch etwa 2 Stunden auf die Personenwagen des Autozuges.

Nach Einlaufen des Zuges wurde direkt das Abteil geentert und erst einmal wild vor sich her geflucht. Die Zugwaggons hatten den ganzen Tag in der sengenden Sonne gestanden und waren dementsprechend aufgeheizt. Natürlich ohne Klimaanlage – gefühlte 65°!!!

Sofort wurden sämtliche Fenster aufgerissen um wenigstens ein klein wenig Durchzug zu erreichen. Nach Abfahrt des Zuges bedauerte auch der Zugbegleiter die Hitze, versprach aber, dass die Klimaanlage nun die Abteile schnell herunterkühlen wird.

Pustekuchen! War nix mit Herunterkühlung durch die Klimaanlage. Die war nämlich zufällig in unserem Waggon defekt. Lediglich die geöffneten Fenster brachten ein wenig Linderung.

Man sollte sich lieber nicht vorstellen, wie 5 erwachsene Männer bei dieser Hitze auf 3 qm über viele Stunden vor sich hindünsten. Den ganzen Tag schwitzen, sich weder vernünftig waschen noch umziehen zu können, um dann die Nacht auf engen Pritschen zu verbringen. Ein drei Wochen nicht gereinigter Pumakäfig ist dagegen ein Luftkurort!

Die rumpelige und zu warme Nacht konnte auch nur mit geöffnetem Abteilfenster einigermaßen überstanden werden, ansonsten hätte Vergasungsgefahr bestanden. Mit den notwendigen Ohrstöpseln ließ sich die Geräuschkulisse wegen dem offenen Fenster auf ein erträgliches Maß eindämmen.

Alles, was nicht umbringt, macht härter! Gute Nacht – Heimat, wir kommen!

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11. Tag – 06.07.2014

Alessandria – Düsseldorf

Erstaunlicher Weise gab es den ein oder anderen, der glaubte, trotz aller Widrigkeiten die Nacht einigermaßen schlafend überstanden zu haben. Eile war nicht angesagt, die Ankunft in Düsseldorf war für ca. 10:30 Uhr vorgesehen. Das hieß auch, dass man das üppige DB-Autozug-Frühstück so richtig und ohne Hast genießen konnte.

Obwohl wir einigermaßen pünktlich – nach 17 Stunden (!) – in Düsseldorf einliefen, kamen einem die letzten Kilometer sehr schleppend vor. Immer wieder musste auf offener Strecke gehalten werden, um irgendeine S-Bahn vorzulassen. Man muss wissen, der Autozug kommt in der Zug-Hierarchie erst vor den Güterzügen, alle Personenzüge, ob ICE oder S-Bahn haben Vorrang.

Nach Einfahrt in Düsseldorf wurde der kurze Weg zur Verladerampe schnell bewältigt, aber dann hieß es warten. Eine geschlagene Stunde hat es diesmal gedauert, bis die Waggons freigegeben wurden und wir die Moppeds holen konnten. Dafür waren aber alle Fahrzeuge bereits von den Verladegurten befreit. Und Gerd hatte Glück, obwohl sich sein Nagel am Vortag einigermaßen abgefahren hatte, hielt der Reifen die Luft. Später wurde der Nagel einfach herausgezogen, und der Reifen blieb heile = Glück gehabt!!!

Jetzt noch hier in Düsseldorf kurz das restliche Gerödel auf dem Mopped verzurren, Kumpels verabschieden und dann schnell nach Hause. Die Liebste und die Dusche (die am besten vorher) warteten.

Die Bikertour 2014 war Geschichte!

Nachsatz :
Zu Hause merkte Harald, dass er sein Handy am Bahnhof in Düsseldorf liegen gelassen hatte. Er hatte es beim Jacke anziehen auf einem leeren Autotransporter gelegt, der neben der Verladerampe abgestellt war. Flugs nochmal zurück zum Bahnhof und siehe da: Das Handy lag noch da, wo es abgelegt war; die Freude war nicht unerheblich!